Evaluation und wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts „Fachkräftesicherung über die Professionalisierung haushaltsnaher Dienstleistungen“

Die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und familiären Verpflichtungen ist für viele Menschen eine Herausforderung. Dies ist insbesondere der Fall, wenn im familiären Umfeld Pflege- und Betreuungstätigkeiten geleistet werden.

Im Wirkungsbereich zweier baden-württembergischen Agenturen für Arbeit wurde im Zeitraum März 2017 bis Februar 2019 das Modellprojekt „Fachkräftesicherung über die Professionalisierung haushaltnaher Dienstleistungen“ umgesetzt, mit dem zum einen erprobt wurde, ob durch einen finanziellen Zuschuss in Form eines Gutscheins für die Inanspruchnahme haushaltsnaher Dienstleistungen die Vereinbarkeit von Familienaufgaben und Beruf erleichtert werden kann und es zu einer Steigerung der Erwerbsbeteiligung und des Arbeitsvolumens kommt. Zudem sollte durch die monetäre Unterstützung verhindert werden, dass berufstätige Personen aufgrund von Familienaufgaben ihre Arbeitszeit reduzieren und gegebenenfalls sogar ihre Berufstätigkeit ganz aufgeben müssen. Zum anderen sollte das Modellprojekt zur Professionalisierung haushaltsnaher Dienstleistungen beitragen.

Das Modellprojekt war als Erprobung innovativer Ansätze gemäß § 135 SGB III angelegt und wurde gemeinsam vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), von der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg und dem Diakonischen Werk Württemberg gefördert.

Das IAW wurde im Januar 2018 von der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit der wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation des Modellprojekts beauftragt, um Erkenntnisse über die Umsetzung und Wirkungen des Modellprojekts zu gewinnen sowie Verbesserungsbedarfe zu identifizieren und Handlungsempfehlungen abzuleiten. Die Evaluation war prozessbegleitend und beratend angelegt und kombinierte qualitative und quantitative wissenschaftliche Methoden.

Die Evaluation des Modellprojekts erbrachte sowohl positive als auch problematische Befunde. So zeigte sich, dass bezüglich des Ziels der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familienaufgaben und Beruf eine positive Wirkung erreicht werden konnte. Der mit Abstand am häufigsten genannte ausschlaggebende Grund für die Teilnahme am Modellprojekt war ein großer Bedarf an haushaltsnahen Dienstleistungen, um Beruf und Familienaufgaben zu vereinbaren. Da am Modellprojekt überwiegend Frauen mit Kindern und einem Durchschnittsalter von 42 Jahren teilgenommen haben, kann davon ausgegangen werden, dass bei dieser Gruppe eine besonders hohe Belastung an der Schnittstelle von Beruf und Familie vorliegt. Dies spiegelte sich auch in den Interviews wider, die im Rahmen der Evaluation mit unterschiedlichen Akteursgruppen, darunter auch Teilnehmende geführt wurden. Akteursübergreifend wurde berichtet, dass die Teilnehmenden beim Eintritt in das Modellprojekt an einer hohen Belastungsgrenze waren und die Inanspruchnahme von Gutscheinen wesentlich zur Entlastung beigetragen hat, was auch zu einer höheren Lebensqualität führte.

Auch beim Ziel der Vermeidung einer Reduzierung der Arbeitszeit konnte eine positive Wirkung festgestellt werden. Neben der bereits erwähnten besseren Vereinbarkeit von Familienaufgaben und Beruf war bei nahezu der Hälfte der im Rahmen einer standardisierten Erhebung befragten Personen ein wesentlicher Grund für die Teilnahme am Modellprojekt, dass ohne die Inanspruchnahme von haushaltsnahen Dienstleistungen eine Reduktion des Beschäftigungsumfangs unumgänglich gewesen wäre. Da die meisten Teilnehmenden aus einem bestehenden Beschäftigungsverhältnis am Modellprojekt teilgenommen haben, konnte hingegen das angestrebte Ziel, die Erwerbsbeteiligung zu steigern, nur in wenigen Fällen realisiert werden. Auch konnte keine eindeutige Tendenz festgestellt werden, ob das Modellprojekt nachhaltige Effekte auf das Arbeitsvolumen der Teilnehmenden haben wird. Zwar erwartete knapp ein Drittel der Befragten keine Änderungen ihres Arbeitsvolumens nach Beendigung des Modellprojekts; bei nahezu der Hälfte bestand jedoch eine Unsicherheit darüber, wie sich ihre Beschäftigungssituation entwickeln wird.

In Bezug auf das Ziel, die Teilnehmenden zur Nutzung haushaltsnaher Dienstleistungen zu motivieren, konnte ebenfalls eine positive Wirkung identifiziert werden. Die überwiegende Mehrheit der befragten Personen hatte im Kontext des Modellprojekts erstmalig haushaltsnahe Dienstleistungen bezogen. Daher ist naheliegend, dass das Modellprojekt für die erstmalige Nutzung von haushaltsnahen Dienstleistungen ursächlich war. Da die Mehrheit der Befragten jedoch eine weitere Nutzung von haushaltsnahen Dienstleistungen nach Ende des Modellprojekts ausschloss, ist die mit dem Modellprojekt angestrebte Nachhaltigkeit infrage zu stellen.

Bericht

Wirtschaftlichkeitsanalyse (Ergänzungsbericht)

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