Bedingte Haushaltsersparnis in Deutschland zentraler Baustein einer endogenen Akkumulationsdynamik

Die Ersparnis der Haushalte bildet neben Erbschaften die primäre Quelle des privaten Vermögenaufbaus. Unterschiede im Sparverhalten, d.h. in erster Linie in der Höhe der Ersparnis, tragen demnach entscheidend zur Entwicklung der Vermögensverteilung bei. Motiviert durch die Analysen Thomas Pikettys ist seit dem vergangenen Jahr eine Reihe von  Studien entstanden, welche die grundlegenden Mechanismen einer endogenen Ressourcenakkumulation modellieren. Ein wesentlicher Wirkungskanal ist dabei über die Höhe und die Verteilung der Ersparnis zwischen Haushalten motiviert. Die Implikationen dieser Modelle sind sehr eng an die Größe der Werte des Parametersets gebunden. Gleichzeitig lagen bis dato oftmals weder aktuelle noch ausreichend adäquate Parameterschätzer vor.

Während des Projekts wurde die Datenlage zur bedingten Verteilung der Ersparnis der Haushalte aktualisiert und auf einen belastbaren Stand gebracht. Dazu wurden auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) die Verteilung der Haushaltsersparnis entlang der Verteilung der verfügbaren Haushaltseinkommen sowie entlang der Verteilung der Haushaltsnettovermögen geschätzt.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Ersparnisse der Haushalte in Deutschland extrem ungleich verteilt sind. Während Haushalte in der unteren Hälfte der Einkommensverteilung sich im Jahr 2013 mit durchschnittlich 300 Euro verschuldeten, belief sich die Ersparnis der Haushalte im obersten Einkommensperzentil in diesem Jahr auf durchschnittlich 60.000 Euro. Damit zusammenhängend ergibt sich für die untere Hälfte der Einkommensverteilung eine durchschnittliche (negative) Sparquote von -1,6 Prozent, während die Haushalte im obersten Einkommensperzentil ungefähr 35 Prozent ihres Nettoeinkommens sparten. Berücksichtigt man zusätzlich die Tatsache, dass einkommensreiche Haushalte in der EVS untererfasst sind, fällt die Diskrepanz im Sparverhalten der Haushalte sogar noch bedeutend höher aus.

Für sich genommen tragen die Ergebnisse der Studie zur sozialpolitischen Diskussion um die ökonomische Ungleichheit in Deutschland bei. Die Ergebnisse der Studie ermöglichen aber auch die weitere Erforschung der Auswirkungen von Veränderungen der Ersparnis und ihrer Verteilung auf das Wirtschaftswachstum. Dazu können sie als Inputparameter für die Kalibrierung neuer, theoretischer Modelle verwendet werden, die diese Zusammenhänge in den Blick nehmen.

Veröffentlichung:

Jochen Späth und Kai Daniel Schmid (2018): The Distribution of Household Savings in Germany, Journal of Economics and Statistics (im Erscheinen). https://www.degruyter.com/view/j/jbnst.ahead-of-print/jbnst-2017-0120/jbnst-2017-0120.xml

Kooperationspartner:

Dr. Kai Daniel Schmid

Auftraggeber:

Hans-Böckler-Stiftung

Projektteam:

Dr. Jochen Späth

Ansprechpartner:
Dr. Jochen Späth ( 07071 9896 14 // E-Mail )

Status:

2016 - 2016