Makroökonomische Flankierung struktureller Reformen im Rahmen der Lissabon-Strategie
Beim Lissaboner Frühjahrsgipfel der Europäischen Union Jahr am 23. und 24. März 2000 haben die Staats- und Regierungschefs eine wirtschafts- und sozialpolitische Agenda beschlossen. Ziel dieser so genannten Lissabon-Strategie ist es, die EU bis zum Jahr 2010 "zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen" (Europäischer Rat 2000, S. 2). Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, kündigten die Ratsmitglieder ein Bündel von geplanten strukturellen Reformmaßnahmen zur Förderung von Wissen, Innovation und Wettbewerb an. Die durch die angestrebten mikroökonomischen Strukturreformen erhofften Verbesserungen auf der Angebotsseite könnten nach Auffassung des Rates eine neue ökonomische Dynamik im Europäischen Wirtschaftsraum freisetzen, die eine höhere Beschäftigung und eine jahresdurchschnittliche Wachstumsrate von 3% nicht unrealistisch erscheinen lasse, "sofern die ...Maßnahmen in einem gesunden makroökonomischen Kontext durchgeführt werden" (ebenda, S. 2).
In der einschlägigen theoretischen und empirischen Literatur zur Analyse von Reformwirkungen ist weitgehende Übereinstimmung darüber festzustellen, dass konsequente angebotspolitische Reformen die ökonomischen Wachstumsbedingungen langfristig verbessern. Es wird jedoch in der Literatur auch davon ausgegangen, dass Strukturreformmaßnahmen in der kurzen Frist mit temporären Produktivitäts-, Einkommens- und Beschäftigungseinbrüchen verbunden sind (so genannter "J-Kurven-Effekt von Reformen"). Hinzu kommt, dass unerwartete politische und wirtschaftliche Verwerfungen (Terrorismusgefahren, Platzen der New Economy Bubble, neuer Ölpreisschock) die zum Zeitpunkt der Beschlussfassung des Rates im Jahr 2000 als günstig angesehenen makroökonomischen Rahmenbedingungen für umfangreiche Strukturreformen in der Union erheblich veränderten.
Vor diesem Hintergrund stellt sich verstärkt die Frage nach den notwendigen und geeigneten makropolitischen Strategien zur Begleitung und Unterstützung angebotspolitischer Reformvorhaben. Forschungsleitende Fragestellung des Projektes ist es, die Bedeutung der makroökonomischen Rahmenbedingungen und der einzelnen makroökonomischen Politikfelder für den kurzfristigen und den langfristigen Erfolg mikroökonomischer Strukturreformen herauszuarbeiten, und daraus entsprechende wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Kooperationspartner:
- BAK Economics, Basel
- Prognos AG, Basel
Auftraggeber:
- Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Projektteam:
- PD Dr. Hans Pitlik
- Dipl.-Ökonomin Daniela Witczak
- Dr. Harald Strotmann
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Harald Strotmann
Status:
2006 - 2006