"Mehrpersonen-Bedarfsgemeinschaften im SGB II"

Mit der Einführung des Zweiten Sozialgesetzbuches (SGB II – Grundsicherung für Arbeitsuchende) im Jahr 2005 wurde vom Prinzip der Individualleistung abgegangen und ein Leistungssystem geschaffen, das die Solidarität der Familienmitglieder bzw. der im gemeinsamen Haushalt lebenden Personen einfordert und somit in seinen Zugangs- und Leistungsbedingung an den privaten Haushalt gebunden ist. Im SGB II wird mithin das Subsidiaritätsprinzip betont und eine Versorgung durch die Familie eingefordert. Dies wird insbesondere im Konstrukt der Bedarfsgemeinschaft deutlich.

In der Praxis ist festzustellen, dass von der Seite des Verwaltungshandelns ausgehend eine verstärkte Kontrolle, verbunden mit Eingriffen in die individuelle Lebensführung und die Privatsphäre der Betroffenen, stattfindet, die dem subsidiären Ansatz entgegengesetzt ist. Gegensätzliche Tendenzen des SGB II sind auch im Hinblick auf die Geschlechtermodelle zu konstatieren. Die Zielsetzung der Integration in den Arbeitsmarkt gilt für beide Geschlechter gleichermaßen. Dagegen knüpft die Leistungsgewährung an der Bedarfsgemeinschaft an und damit oft am Geschlechtermodell des (männlichen) Haupternährers.

Entscheidend ist, wie diese Brüche in der Umsetzung des SGB II in den Jobcentern gelebt werden: Unterstützen Vermittler/innen das hergebrachte Familienmodell oder orientieren sie sich stärker an der Zielsetzung der Integration des/der Einzelnen? Hierbei kommt es auf die Ausgestaltung des Betreuungs- und Vermittlungsprozesses und insbesondere auf die Handlungsspielräume der Vermittler/innen an.

Zur Untersuchung dieser komplexen Fragestellung sieht das Konzept des IAW eine Kombination qualitativer und quantitativer Analyseansätze vor.

Kooperationspartner:

  • Prof. Dr. Steffen Hillmert (Institut für Soziologie, Universität Tübingen)

Auftraggeber:

  • Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg

Projektteam:

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Bernhard Boockmann ( 07071 9896 20 // E-Mail )

Status:

2016 - 2019