Monitoring und Evaluation des Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligen Personen (EHAP) in Deutschland in der Förderperiode 2014 bis 2020
Mit dem Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen (EHAP) soll in Deutschland der Zugang zu Leistungen der bestehenden Hilfesysteme für zugewanderte EU-Bürgerinnen und -Bürger sowie für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit Bedrohte maßgeblich verbessert werden. Das Programm sieht die Finanzierung niedrigschwelliger Beratungsdienstleistungen von 2014 bis 2020 über zwei Förderrunden vor.
Die Evaluierung bestand zum einen darin, die Umsetzung des Fonds in Deutschland zu begleiten und zum anderen, die Verwaltungsbehörde bei der Steuerung der Interventionen zu unterstützen, indem über den materiellen und finanziellen Verlauf zeitnah informiert wurde. Schwerpunkt der Untersuchung bildeten die Analyse und Bewertung der Umsetzung, Zielerreichung und Wirkung auf der Basis von Monitoring-Daten, Befragungen von Projektbeteiligten und Standort-Untersuchungen. Das schloss auch ein, dass die Erfüllung der Querschnittziele und das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Intervention gesondert bewertet wurden. Zudem unterstützte die wissenschaftliche Begleitung die Vernetzung und den Wissenstransfer zwischen den geförderten Trägern innerhalb des Programms.
Ergebnisse
Die Evaluation ergab, dass der Hilfsfonds in Deutschland im Untersuchungszeitraum einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Armut unter zugewanderten EU-Bürgerinnen und ‑bürgern sowie unter Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit Bedrohten leistete. Die Zielwerte des Programms wurden weit übertroffen. Die Vermittlung und Begleitung von Ratsuchenden durch den niedrigschwelligen Beratungsansatz des Programms bot vielen Bedürftigen Zugang zu Hilfsleistungen, die sie ohne die Intervention nicht in Anspruch genommen hätten – sei es aufgrund fehlenden Wissens, mangelnder Sprachkenntnisse, Diskriminierung oder aus selbst gewählter Abkehr von staatlichen Hilfen. Als besonders wichtig und hilfreich für zugewanderte EU-Bürgerinnen und ‑Bürger erwiesen sich insbesondere Dienste zur Verbesserung der Gesundheit und der Familienförderung, Leistungen zur persönlichen Stabilisierung sowie Angebote zur Kinderbetreuung. Für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit Bedrohte waren vorrangig Angebote und Leistungen zur Verbesserung der Wohnsituation relevant. In vielen Fällen wurden die Ratsuchenden durch das Programm befähigt, sich direkt an die regulären Hilfesysteme zu wenden.
Aber nicht nur die am stärksten benachteiligten Personen profitierten von dem Programm, auch für Kommunen stellte es eine wichtige Entlastung dar. Kommunale Hilfsangebote wurden durch EHAP-Projekte sinnvoll ergänzt und halfen, die Ressourcenverteilung zur Unterstützung der Zielgruppen besser abzustimmen. Die EHAP-Projekte verringerten dabei insbesondere den Aufwand für die Inanspruchnahme von Hilfsleistungen, indem sie die Kommunikation zwischen Bedürftigen und Anbietern unterstützten. Die Wirtschaftlichkeitsanalyse lieferte zudem Hinweise darauf, dass Einsparungen bei Hilfsdiensten vor allem in jenen Beratungsstellen vorlagen, die ähnliche Zielgruppen bedienen. Teilweise resultieren aus der Arbeit der Projekte nachhaltige Beratungsstrukturen. Rund ein Viertel der untersuchten Projekte der ersten Förderrunde erhielt von den entsprechenden kommunalen Verwaltungen Unterstützung bei der Fortführung der Beratungsstellen.
Programmverbesserungen wurden in der zweiten Förderperiode überwiegend durch die Restrukturierung der Programmziele, die Unterstützung der Projekte bei der Umsetzung des Gleichstellungsziels und die Modifikation der finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen für die Projektarbeit erreicht. Darüber hinausgehende Verbesserungsmöglichkeiten werden von den Evaluatoren insbesondere in der weiterführenden Lockerung von Zugangsvoraussetzungen, der Vereinfachung der Zielgruppenspezifizierung, der Intensivierung des Selbsthilfeansatzes sowie der fortgesetzten fachlichen Begleitung der Umsetzung des Gleichstellungsziels gesehen.
Kooperationspartner:
- Institut für Sozialökonomische Strukturanalysen | Berlin | SÖSTRA GmbH (Konsortialführer)
- defacto – Sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung | Schlierbach
- Landesverband Deutscher Sinti und Roma Berlin
Auftraggeber:
Projektteam:
- Prof. Dr. Bernhard Boockmann
- Andrea Kirchmann (Projektleitung)
- Michel Kusche (stv. Projektleitung)
- Christin Schafstädt
Ansprechpartner:
Andrea Kirchmann ( 07071 9896 33 // E-Mail )
Status:
2017 - 2020