Bedeutung der industrienahen Dienstleistungen in Baden-Württemberg unter besonderer Berücksichtigung der Digitalisierung
Wie andere Industrieländer auch ist Deutschland von einem sektoralen Strukturwandel betroffen. Neben diesem sektoralen Strukturwandel in Richtung Dienstleistungssektor gewinnen Dienstleistungen auch im Kontext der Güterherstellung im Verarbeitenden Gewerbe eine immer größere Bedeutung. Dies führte zur Entwicklung eines Dienstleistungssegments, das sich als direkte „Zulieferer“ für die Industrie etablierte und somit Teil eines Industrie-Dienstleistungs-Verbundes ist. Diese sogenannten industrienahen Dienstleistungen stellen ein besonders dynamisches Segment innerhalb des Dienstleistungssektors dar. Als Partner von Industrieunternehmen tragen sie auch zu Innovationen und zur Umsetzung neuer Lösungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung bei.
Gerade in Baden-Württemberg, das wie kaum ein anderes Bundesland durch das Verarbeitende Gewerbe und dessen spezifische Struktur (Bedeutung von KMUs, Hidden Champions, Innovation) geprägt ist, hat der Industrie-Dienstleistungs-Verbund eine besonders große Bedeutung, die durch die Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung noch zunimmt.
Ergebnisse:
Es lassen lassen sich drei wesentliche Herausforderungen identifizieren, die bei entsprechender wirtschaftlicher Ausgestaltung und politischer Begleitung gleichzeitig wichtige Chancen und Entwicklungspotenziale darstellen:
1. Der Südwesten hat eine starke Informations- und Kommunikationswirtschaft und die industrienahen Dienstleister im Verbund mit der Industrie sind stark. Gleichwohl gibt es im Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen insgesamt hinsichtlich Wertschöpfung und Produktivität noch Steigerungspotenzial. Würde die Wirtschaft des Landes es schaffen, auch die noch bestehende Produktivitätslücke im Bereich der unternehmensnahen Dienstleister insgesamt zu ver-kleinern, könnte so eine weitere Stärkung des gesamten Verbundes erreicht werden.
2. Mit Blick auf das Innovationsverhalten sticht wiederum besonders der Bereich der IT-Dienstleister positiv heraus, die in Baden-Württemberg im Vergleich zum Bund überdurchschnittlich innovativ sind. Auffallend ist auch das überdurchschnittliche Kooperationsverhalten. Eine Herausforderung ergibt sich in diesem Zusammenhang durch die Stärke an der Schnittstelle Industrie/Dienstleistungen. Gerade weil Innovation und Digitalisierung hierzulande eine so gewichtige Rolle spielen, sind insbesondere für KMU an dieser Schnittstelle die Anforderungen besonders hoch.
3. Im Bereich der produktbegleitenden Dienstleistungen, also derjenigen Dienste, die von Industrieunternehmen selbst angeboten werden, zeigt sich in den letzten Jahren deutschlandweit eine zunehmende Polarisation: Der Anteil der Unternehmen, die keine solchen Leistungen anbieten, wächst, während gleichzeitig diejenigen mit solchen Leistungen im Portfolio ihre diesbezüglichen Aktivitäten ausweiten. Die baden-württembergischen Industriebetriebe sind zwar hinsichtlich ihrer Dienstleistungsaktivitäten insgesamt gut aufgestellt, jedoch sind gerade in den wichtigen Kernbereichen die Dienstleistungsanteile zurückgegangen. Hier sollten die Potenziale, die sich durch die Stärken der Wirtschaft im Land und durch die Digitalisierung ergeben, noch aktiver genutzt werden.
Insgesamt bietet die enge Verzahnung an der Schnittstelle von Industrie und Dienstleistungen im Zusammenspiel mit den bestehenden Stärken der baden-württembergischen Wirtschaft hinsichtlich der Digitalisierung und des Innovationsverhaltens beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung. Die Verflechtungen zwischen dem starken Industriebereich und den industrienahen Dienstleistungen dürften ein großer Vorteil sein, um die Herausforderungen der digitalen Transformation zu bewältigen, neue Geschäftsideen zu entwickeln und umzusetzen und die sich ergebenden Chancen zu nutzen.
17. Januar 2019: Forum "Dienstleistungsinnovation und Digitalisierung" am Fraunhofer IAO in Stuttgart-Vaihingen
Kooperationspartner:
- Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe
- Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW), Mannheim
- Prof. Dr. Tobias Kronenberg (Hochschule Bochum)
- Johannes Többen, PhD
Auftraggeber:
- Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg
Projektteam:
- Dr. Andreas Koch (Projektleitung)
- Günther Klee
Ansprechpartner:
Dr. Andreas Koch ( 07071 9896 12 // E-Mail )
Status:
2016 - 2019