Für soziale Immobilität gibt es vielfältige Gründe
Trotz zahlreicher Maßnahmen im Bildungsbereich hat die soziale Mobilität in den letzten Jahrzehnten nicht zugenommen. Der Einfluss des Elternhauses auf die eigene Bildung und die berufliche Position ist über den gesamten Bildungsweg sichtbar und über viele Kanäle wirksam. In Westdeutschland hat der Zusammenhang zwischen Elternposition und eigener Position bis zu den Geburtsjahrgängen 1945-54 hinweg deutlich abgenommen. Die Herkunft wurde damit etwas weniger wichtig und die Gesellschaft durchlässiger. Seitdem hat es bei den westdeutschen Männern keine weitere Zunahme der sozialen Mobilität gegeben. Für Frauen findet man eine stetige Verringerung der Stärke des Herkunftseinflusses bis zu den Jahrgängen 1974. Für die jüngsten Jahrgänge scheint der Trend aber nicht weiter zu gehen. In Ostdeutschland hingegen gibt es bei Männern eine deutliche und kontinuierliche Zunahme des Einflusses der Herkunft, bei Frauen dagegen keinen Trend über die Zeit.
In einer Studie des IAW, die für den im Mai 2021 veröffentlichten Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin, dem Institut Zukunft der Arbeit (IZA) und der Universität Tübingen entstanden ist, wurde den unterschiedlichen Mechanismen und Aspekten der intergenerationalen Weitergabe des Status nachgegangen.
Wie Sozialpartner die betriebliche Weiterbildung voranbringen können
Technischer Fortschritt, die Digitalisierung und demografische Veränderungen sind ursächlich dafür, dass die Qualifizierungsbedarfe in allen Wirtschaftsbereichen zunehmen. Allerdings sind die Weiterbildungsbedarfe und das Weiterbildungssystem teilweise schlecht aufeinander abgestimmt. Es fehlt ein einheitlicher institutioneller Rahmen für Weiterbildung, und es mangelt an Transparenz. Beschäftigte und Betriebe, ganz besonders kleinere Betriebe, sind bei der Suche nach passenden Weiterbildungsformen und -angeboten deshalb oft überfordert.
Vor diesem Hintergrund hat das IAW in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung das Potenzial von Vereinbarungen zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften zum Thema Weiterbildung untersucht. Die Studie gibt einen Überblick über vorhandene Vereinbarungen und beschäftigt sich mit den Erfahrungen einzelner Branchen.
Die wichtigsten Schlussfolgerungen sind in einem Policy Brief enthalten.
Personen mit abgeschlossenem dualem Studium verdienen ähnlich viel wie Personen mit Fachhochschulabschluss
Dieses Ergebnis stellt die neue Studie des IAW zu individuellen Erträgen eines dualen Studiums heraus. So verdienen Personen mit einem abgeschlossenen dualen Studium mehr als Meister/Techniker sowie Personen mit Ausbildung, jedoch weniger als Universitätsabsolventinnen und -absolventen. Quantilsregressionen zeigen darüber hinaus, dass die Ergebnisse für verschiedene Einkommenssektoren differieren. Grundlage der Analysen bildet die Startkohorte der Erwachsenen des Nationalen Bildungspanels (NEPS-SC6).
Eine aktuelle IAW-Studie im Auftrag der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) zeigt, dass in der Aus- und Weiterbildung Kompetenzen zum Umgang mit digitalen Medien und mit Komplexität sowie Soft Skills zunehmend an Bedeutung gewinnen. Obwohl die Digitalisierung auch eine stetige Weiterbildung aller Beschäftigter erfordert, nehmen insbesondere höher qualifizierte Beschäftigte häufiger an Weiterbildung teil.
Desweiteren zeigt sich eine Tendenz zu mehr Neuabschlüssen von dualen Ausbildungsverträgen in Berufen mit hohem und sehr hohem Digitalisierungsgrad sowie steigende Absolventenzahlen in diesen Ausbildungsberufen.
Schließlich wird deutlich, dass die duale berufliche Ausbildung im Zuge des digitalen Wandels einen hohen Stellenwert für die Wirtschaft behält, auch wenn dies häufig nicht in den Ausbildungsordnungen zu identifizieren ist. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen aufgrund von fehlender technologischer Ausstattung häufig vor besonderen Herausforderungen.
Obwohl sich die Auszubildenden- und die Besetzungsquote in 2019 deutlich erhöht haben, stellen Nichtbesetzungen weiterhin ein gravierendes Problem für viele Ausbildungsbetriebe dar. Und obwohl die Gewährung zusätzlicher Sach‐ und Geldleistungen für die Auszubildenden ein probates Mittel darstellt, die Attraktivität einer dualen Ausbildung zu erhöhen, machten nur vier von zehn Arbeitgebern (vor allem Großbetriebe) davon Gebrauch.