Im dritten Quartal 2021 wächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Baden-Württembergs nach aktuellen Schätzungen gegenüber dem zweiten Quartal 2021 preis- und saisonbereinigt um 1,7 Prozent. Damit hat sich die positive Wirtschaftsentwicklung des zweiten Quartals auch im Sommer 2021 fortgesetzt. Nach der Prognose für die beiden Folgequartale wird sich diese Entwicklung allerdings abschwächen. Für den Herbst und Winter 2021/22 ist mit Wachstumsraten um die Null zu rechnen (siehe Abbildung 1, Werte in Tabelle 1). Alle diese Prognosen sind aufgrund der starken wirtschaftlichen Verwerfungen während der Corona-Pandemie mit erheblicher Unsicherheit verbunden.
Dr. Franz Peter Groh war bereits seit Ende der 1970er Jahr dem IAW verbunden. Zunächst vertrat er ab 1978 die IKB Deutsche Industriebank AG in der damaligen Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW), dem Trägerverein des Instituts. 1983 wurde er als Vertreter der Mitglieder in das Kuratorium der GAW gewählt, dem er bis 2003 angehörte. Im Zuge der von Professor Norbert Kloten initiierten Neuorganisation des Vereins im März 2003 wurde Dr. Groh zum Ehrenmitglied des IAW e.V. ernannt.
Für eine zielgerichtete Wirtschaftspolitik ist es notwendig, die genauen Mechanismen und Wirkungsketten handelspolitischer Maßnahmen sowie Maßnahmen betreffend die Auslandsdirektinvestitionen auf der Unternehmensebene zu kennen. Um solche Mechanismen zu erforschen, sind zum einen mikro-basierte Daten notwendig, zum anderen aber auch theoretische Modelle, welche die Unternehmensheterogenität adäquat abbilden.
Vor diesem Hintergrund verfolgt dieses Forschungsprojekt im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums vier Ziele: erstens sollen verfügbare Mikrodaten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder sowie der Deutschen Bundesbank geprüft und bewertet werden, inwieweit sie sich als Datengrundlage für die Analyse der genannten Mechanismen und Wirkungsketten eignen. Zweitens sollen existierende mikrofundierte quantitative Außenhandelsmodelle dergestalt weiterentwickelt werden, dass sie die Realität besser abbilden, insbesondere im Hinblick auf Firmenheterogenität und Anpassungsdynamik. Drittens sollen, basierend auf den neu entwickelten Modellen und vorhandenen Mikrodaten, Analysen zu aktuellen handelspolitischen Maßnahmen durchgeführt werden. Und viertens, sollen die Effekte von ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland mithilfe von Mikrodaten empirisch geschätzt werden.
Aktuelle Papiere:
Fauth, M., B. Jung and W. Kohler, German Firms in International Trade: Evidence from Recent Transaction-level Data, akzeptiert zur Präsentation bei der European Trade Study Group (ETSG) 2021 Ghent.
Für soziale Immobilität gibt es vielfältige Gründe
› Bildungsforschung
Trotz zahlreicher Maßnahmen im Bildungsbereich hat die soziale Mobilität in den letzten Jahrzehnten nicht zugenommen. Der Einfluss des Elternhauses auf die eigene Bildung und die berufliche Position ist über den gesamten Bildungsweg sichtbar und über viele Kanäle wirksam. In Westdeutschland hat der Zusammenhang zwischen Elternposition und eigener Position bis zu den Geburtsjahrgängen 1945-54 hinweg deutlich abgenommen. Die Herkunft wurde damit etwas weniger wichtig und die Gesellschaft durchlässiger. Seitdem hat es bei den westdeutschen Männern keine weitere Zunahme der sozialen Mobilität gegeben. Für Frauen findet man eine stetige Verringerung der Stärke des Herkunftseinflusses bis zu den Jahrgängen 1974. Für die jüngsten Jahrgänge scheint der Trend aber nicht weiter zu gehen. In Ostdeutschland hingegen gibt es bei Männern eine deutliche und kontinuierliche Zunahme des Einflusses der Herkunft, bei Frauen dagegen keinen Trend über die Zeit.
In einer Studie des IAW, die für den im Mai 2021 veröffentlichten Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin, dem Institut Zukunft der Arbeit (IZA) und der Universität Tübingen entstanden ist, wurde den unterschiedlichen Mechanismen und Aspekten der intergenerationalen Weitergabe des Status nachgegangen.
In den letzten Jahren kein Trend zur stärkeren Ungleichheit der Einkommen und Vermögen erkennbar
› Pflege und Sozialpolitik
Anders als vielfach wahrgenommen hat sich die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen in den zehn Jahren von 2008 bis 2018 nur wenig erhöht. Der Gini-Koeffizient, ein häufiges Maß für die Einkommensungleichheit, zeigt nur eine geringe Aufwärtstendenz und bewegte sich im Zeitraum von mehr als zehn Jahren in einem schmalen Band zwischen 0,28 und 0,30. Bei der ebenfalls oft zitierten Armutsrisikoquote zeigt sich im Zehn-Jahres-Rückblick auf Basis des SOEP und des Mikrozensus ein leichter Anstieg um etwa einen Prozentpunkt. Dagegen kehren die Werte, die auf Grundlage der EU-SILC berechnet wurden, wieder zum Ausgangsniveau des Jahres 2008 zurück.
Dies zeigen Analysen des IAW auf der Basis des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) in Zusammenarbeit mit Professor Martin Biewen von der Universität Tübingen.
Analyse der Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland Begleitforschung zum Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, August 2019/März 2021
Wie Sozialpartner die betriebliche Weiterbildung voranbringen können
› Arbeitsmarktpolitik› Bildungsforschung
Technischer Fortschritt, die Digitalisierung und demografische Veränderungen sind ursächlich dafür, dass die Qualifizierungsbedarfe in allen Wirtschaftsbereichen zunehmen. Allerdings sind die Weiterbildungsbedarfe und das Weiterbildungssystem teilweise schlecht aufeinander abgestimmt. Es fehlt ein einheitlicher institutioneller Rahmen für Weiterbildung, und es mangelt an Transparenz. Beschäftigte und Betriebe, ganz besonders kleinere Betriebe, sind bei der Suche nach passenden Weiterbildungsformen und -angeboten deshalb oft überfordert.
Vor diesem Hintergrund hat das IAW in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung das Potenzial von Vereinbarungen zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften zum Thema Weiterbildung untersucht. Die Studie gibt einen Überblick über vorhandene Vereinbarungen und beschäftigt sich mit den Erfahrungen einzelner Branchen.
Die wichtigsten Schlussfolgerungen sind in einem Policy Brief enthalten.
Die Mehrzahl der Eltern kann im Prozess der Berufsorientierung ihren Kindern Unterstützung geben
Die Ergebnisse der IAW-Untersuchung für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Auftrag des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigen aber auch, dass es Bereiche gibt, in denen es an Unterstützung fehlt.
Damit mehr Eltern angesprochen und zur Teilnahme an schulischen und außerschulischen Formaten der BO besser motiviert werden können, sollte ihnen zunächst die Möglichkeit eingeräumt werden, sich in die Projekte konkret einbringen zu können. Ferner sollte in den Projekten unter Berücksichtigung der familiären Konstellation und des jeweiligen Bildungs- und Informationsniveaus möglichst individuell auf die Situation der Eltern eingegangen und zielgruppenspezifische Angebote geschaffen werden. Auch durch aufsuchende Elternarbeit und durch Veranstaltungen im näheren sozialen Umfeld könnten mehr Eltern für das Thema Berufsorientierung gewonnen werden. Weitere Möglichkeiten einer stärkeren Einbindung von Eltern bestehen schließlich in Kooperationsvereinbarungen zwischen Schülern, Eltern und Schule, wobei sich die Eltern bereits von Beginn der Sekundarstufe I daran beteiligen sollten.
Quelle: Bernhard Boockmann u.a.: Die Rolle der Eltern im Prozess der Berufsorientierung. In: dvb forum, Zeitschrift des Deutschen Verbandes für Bildungs- und Berufsberatung e.V., 60. Jahrgang, Ausgabe 2/2021, S. 35-40